Von den beiden Requiemvertonungen Johann Michael Haydns stand das fragmentarische Spätwerk in B bisher stets im Schatten des so genannten „Schrattenbach-Requiems“ in c von 1771. Haydn, fast 70-jährig, schrieb sein zweites „solemnes Requiem“ im Auftrag der österreichischen Kaiserin Marie Therese, konnte das Werk aber nur noch bis zum Beginn des „Dies irae“ ausführen. Ganz ähnlich wie Mozarts Requiem-Fragment wurde auch Haydns Torso von einem „geistesverwandten“ Musiker vervollständigt, da eine unvollständige Totenmesse liturgisch kaum brauchbar war. 1839 unterzog sich Pater Gunther Kronecker, regens chori im Benediktinerstift Kremsmünster, dieser verantwortungsvollen Aufgabe, wurde damit gleichsam zum „Süßmayr Michael Haydns“. Seine Ergänzung – getragen von lyrisch-kantabler, stellenweise volksliedhafter Melodik – schlägt eine stilistische Brücke zur Musik Schuberts und des Wiener Biedermeier. Weltersteinspielung der Fassung Kronecker.